Wenn es nicht Teutates persönlich war, der es möglich gemacht hat, dass ich dieses verwaiste Wiki so saugend schmatzend vor dem 60. Jubiläum der Comicserie Asterix adoptieren konnte, dann war es Jupiter! Was für ein Stück Glück, wie Teefax es wohl ausdrücken würde.
Und das tollste ist: Dass dieses Jubiläum direkt vor dem Hinkelstein stand, habe ich erst gestern Abend gesehen, als ich in früheren Festschriften zu Asterix-Jubiläen gelesen habe. Uff! Gerade noch!
Asterix ist nun 60 Jahre alt und begleitet mich schon seit 1971, als meine ältere Schwester den für uns ersten Asterix-Comic Asterix und die Normannen nach Hause brachte. In vielen Familien mag es damals verpönt gewesen sein, Comics zu lesen, bei uns war es das nie. Meine Schwester und ich haben mit Begeisterung Micky Maus gelesen – ob in der Wochenheftform, als Lustiges Taschenbuch (das anfangs nur viermal im Jahr erschien) oder als Sonderhefte (von denen ich immer noch einige ziemlich alte Exemplare besitze) – ab und zu mal Fix und Foxi (meist ausgeliehen) und ab 1971 eben auch Asterix.
Ich erinnere mich, wie meine Mutter (Gott hab‘ sie selig) sich vor Lachen gebogen hat, als meine Schwester aus diesem ersten Band vorlas: „Kann man auch Hinkelsteine mit der Post verschicken?“ „Ja, aber nur als Einschreiben. Sie könnten sonst beim Aussortieren verloren gehen.“ „Man kredenze uns Calva, unser Nationalgetränk, in den Schädeln der Besiegten! Aber randvoll, wenn ich bitten darf!“ NachGrautvornix ‘ (schon der Name ließ die ganze Familie vor Lachen jubeln) Warnrede dann der Sturm auf das Häuptlingshaus: „Ich will vorbestellen! Letztes Mal gegen die Römer hab’ ich keinen abgekriegt!“ Bei Obelix ‘ Frage: „Ja, wie macht ihr Wildschwein à la crème?“ und Olaf Maulaf s Antwort: „Ganz einfach. Man nimmt Sahne wie für Erdbeeren mit Schlagsahne. Nur, dass man statt Erdbeeren Wildsch …“ Pause „(brüllend) Ihr wollt mir doch nicht weismachen, dass ihr die mutigsten Krieger der Welt angegriffen habt, nur um Küchenrezepte auszutauschen, wie???“, lagen wir vor Lachen unter dem Tisch – meine Mutter, mein Vater, meine Schwester und ich.
Seither ist Asterix fester Bestandteil meiner Bibliothek – und der Grund, weshalb ich mich in der Schule für Latein entschieden habe und nicht für Französisch (obwohl das doch gerade die Sprache der Gallier ist, aber irgendwie hab‘ ich es wohl doch heimlich mit den Römern gehalten …)
Die lateinischen Sprüche waren denn auch Thema im Unterricht, auch wenn ich nie die Gelegenheit hatte, die lateinischen Ausgaben in die Finger zu bekommen. Dafür habe ich einige – nicht alle – in Dialektform. De Törn för nix, die plattdeutsche Ausgabe von Die Odyssee , habe ich mir 1997 aus Kiel mitgebracht, wo ich einen erkrankten und eine Woche später verstorbenen Kollegen vertrat. Auf der Rückfahrt nach Feierabend habe ich es im Zug gelesen – und war heilfroh, dass ich alleine im Wagen war, so laut habe ich gelacht – und nicht nur über die Mallbüdels.
Dass Asterix die Eigenheiten von uns Europäern liebevoll aufspießt, war mir zwar irgendwie schon bei der Lektüre von Asterix bei den Briten klar (Obelix‘ Klage: „Ja, aber gekocht und noch dazu mit Pfefferminzsoße! Asterix! Das arme Schwein!“) oder wenn es in Asterix bei den Schweizern um die sprichwörtliche schweizerische Sauberkeit ging, aber es bedurfte doch noch einer Sendung EWG (Einer wird gewinnen), in der die Erfindung der Pommes Frites durch die Belgier thematisiert wurde, dass mit Asterix bei den Belgiern der letzte Sesterz bei mir fiel.
Vielleicht ist gerade das der Grund, weshalb Asterix weit mehr ist als ein Comic für Kinder. Das ist allerfeinste Erwachsenenunterhaltung, die die Lachmuskeln trainiert.
Tim und Struppi durfte nach dem Tod von Hergé 1983 nicht mehr weitergeführt werden. Nicht einmal ein begonnenes Album durfte durch Mitarbeiter fertiggestellt werden. Asterix konnte nach dem unerwarteten Tod René Goscinny s am 5. November 1977 weiter die Römer verdreschen. Zum 35. Geburtstag am 29. Oktober 1984 führte Albert Uderzo die Serie schon allein weiter. Dank Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad (beide derselbe Jahrgang wie Asterix und Obelix) dürfen wir heute den 60. Geburtstag unserer Comichelden feiern und gleichzeitig dem neuen Team gemeinsam zum runden Geburtstag gratulieren, mag der individuell auch schon bei beiden ein halbes Jahr her sein.
Aussprüche wie „Die spinnen, die Römer!“ oder eben jene köstliche Bemerkungen über Calvados (Calva aus den Schädeln der Besiegten) und die britische Kochkunst (von wegen Pfefferminzsoße und armen Schweinen) sind gewiss nicht nur in meiner Familie geflügelte Wörter. Es ist allgemeines Kulturgut geworden – und das wird es auch noch lange bleiben.
Möge es so sein, dass wir eines Tages noch den 50. Band erleben.